Studien


Eine zeitgemäße Weiterentwicklung in der Schaftformtechnik

  • Studie
  • Schlussfolgerungen
  • Ergebnis
  • Zertifizierungsrichtlinien

Studie

 

Die Optimierung der Oberschenkelschaftbettung ist eines der ältesten und grundlegensten Probleme in der Orthopädietechnik. Unsere Ingenieure und Wissenschaftler haben sich der Frage nach dem besten Schaftdesign von einer neuen Seite genähert und mit dem "Milwaukee TF Schaft®" eine überzeugende Antwort gefunden: Der Durchbruch gelang, nachdem Erkenntnisse aus verschiedenen, zunächst scheinbar unverwandten, wissenschaftlichen Studien kombiniert wurden.

 

Eine dieser Studien verglich die Kraftentfaltung der Stumpfmuskulatur mit und ohne Prothesenschaft und kam zu dem Ergebnis, dass herkömmliche Schäfte (CAT/CAM, MAS) vor allem die Hüftstreckung beeinträchtigen (Abb. 1: Isometrische Muskelkraft der nichtamputierten Probanden(blau), Patienten(rot) und Patienten mit Prothese(grau) normiert auf Körpermasse. (N/kg)). 

 

Eine zweite Versuchsanordnung benutzte Stereo-Fluoroskopie um die Berührungsfläche zwischen Stumpf und Schaft während des Gehens sichtbar machen und untersuchen zu können. Dabei zeigten sich erhebliche Abweichungen von den erwarteten Bewegungsmustern: Eine knöcherne Verblockung, die gemeinhin als Grundwirkprinzip von Sitzbeinumgreifenden Schaftdesigns gilt, konnte nicht beobachtet werden. Statt dessen gab es eine erhebliche Verschiebung zwischen Sitzbein und oberem Schaftrand während des Fersenauftritts. Weiterhin wurden viele konventionelle Annahmen zur Funktion der proximalen lateralen Schaftwand, zur Bewegung des Femurknochens und zu Häufigkeit und Ausmaß von Knochenexostosen in Frage gestellt. 

Schlussfolgerungen

 

Die Schlussfolgerungen aus diesen Beobachtungen führten zu einem modifizierten Schaftdesign, welches gegenüber der bekannten CAT/CAM oder MAS Technik wesentliche Änderungen aufweist und auf den Namen Milwaukee TF Schaft® getauft wurde: Auf die supra-trochantäre laterale Schaftwandkomponente wird hier ersatzlos verzichtet, die starre Ramus-Einfassung und "knöcherne Verblockung" wird zugunsten einer "muskulären Verblockung" aufgegeben und eine L-förmige lateral-posteriore Stützstruktur zur Stabilisierung des distalen Femurbereichs wird integriert. 

 

Ergebnis 

 

Das Ergebnis ist eine wahrhaft unkonventionelle Schaftform, welche in den letzten Jahren mit unzähligen Tests und Praxiserprobungen für den standardmäßigen Einsatz in der Prothesenversorgung adaptiert wurde. Kernstück dieser Bemühungen war der zusätzliche Einsatz der SilPreg Technologie, einer parallel entwickelten Materialverarbeitungstechnik, die es erlaubt, hohe strukturelle Festigkeit mit exzellentem Tragekomfort zu verbinden.

 

Seit dem Sommer 2014 ist das Milwaukee Schaft System offiziell im deutschen Markt erhältlich, beschränkt auf die Versorgung durch speziell zertifizierte Orthopädietechniker. Dadurch wird sichergestellt, dass den Fachleuten der Branche bei der Einführung dieser neuen Technologie der richtige Fortbildungsrahmen zur Verfügung steht. Nur so kann eine optimale Anwendung des Schaftsystems garantiert werden. 

 

Milwaukee TF Schaft® Zertifizierungsrichtlinien

 

Der Milwaukee TF Schaft ist in den letzten 6 Jahren dank intensiver Forschung im Bereich der transfemoralen Amputation und der parallel laufenden technischen Entwicklung in der Orthopädietechnik gereift und nun zu einem neuen Schaftkonzept herangewachsen. Um sicherzustellen, dass die Fachleute unserer Branche bei der Einführung den richtigen Fortbildungsrahmen zur Verfügung gestellt bekommen, ist ein aufwändiges Zertifizierungssystem unabdingbar. Die Qualität einer Prothese beginnt immer mit dem individuellen Schaft, der die größte und schwierigste Aufgabe bei einer Prothesenversorgung darstellt. Dieser Herausforderung muss sich ein Techniker immer wieder neu stellen und das ist nur mit einem ständigen Wissensaustausch von Fachleuten möglich.